Ein letzter Blick auf die Ausgrabungen am Kloster Heisterbach

Projekttag für kleine und grosse Besucher - Zeugnisse der Vergangenheit werden zugeschüttet

Von Gabriela Quarg

Heisterbach. Es war sozusagen die allerletzte Möglichkeit, einen Blick auf die Relikte der uralten steinernen Fundamente der Zisterzienserabtei Heisterbach zu werfen. Ab Montag nämlich verschwinden Mauerreste, überbleibsel von Säulen und Treppen sowie die Stampflehmböden, über die im Mittelalter die frommen Mönche wandelten, wieder unter dem Erdreich: Die Ausgrabungen auf dem Gelände des Kloster Heisterbach werden zumindest in grossen Teilen wieder zugeschüttet.

Zahlreiche Besucher nutzten beim Projekttag "Klosterlandschaft Heisterbach" am Sonntag die Gelegenheit, die Spuren der Vergangenheit noch einmal mit eigenen Augen zu betrachten und sich über den Fortgang des Regionale 2010-Projektes zu informieren.

"Wir möchten heute den grossen und kleinen Besuchern nahe bringen, was hier einmal war, was zurzeit hier geschieht, und wie es in Zukunft aussehen wird", sagte Pastor Georg Kalckert, Vorsitzender der Stiftung Abtei Heisterbach. Diese hat grosse Teile des Klostergeländes gepachtet und ist auch einer der insgesamt sieben Träger des Projekts.

Federführend initiiert wurde der Informationstag vom Rhein-Sieg-Kreis, der ebenfalls an dem Vorhaben zur Rekonstruktion der Klosterlandschaft Heisterbach beteiligt ist. Planungsdezernent Michael Jaeger liess in seiner Ansprache die Anfänge des Projekts noch einmal Revue passieren: "Nachdem die Planungen einen umfangreichen Abstimmungsprozess durchlaufen haben, konnte im Winter mit den Massnahmen zur Aufwertung der Klosteranlage begonnen werden. Dort, wo demnächst der Baumgarten entstehen soll, wurde grossflächig Wald entfernt, parallel dazu Grabungen des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege durchgeführt."

Die weiteren Planungen

In den kommenden Monaten sollen der Eingangsbereich zum Kloster, die ehemalige Allee, der Wirtschaftshof, das Lapidarium sowie der Landschaftspark neu gestaltet beziehungsweise wieder hergestellt werden. Der vorhandene Parkplatz wird auf die andere Strassenseite verlegt.

Innerhalb der Klostermauern sollen die ehemaligen Teiche in einem guten ökologischen Zustand wieder hergestellt werden, auf dem bisherigen Parkplatz ein Teich nach historischem Vorbild neu entstehen.

Das Gelände erwies sich als wahre Schatzkiste für die Archäologen - "es war im Vorfeld nicht erkennbar, dass wir hier zu so tollen Ergebnissen kommen", ergänzte Walter Wiehlpütz, Regionale 2010-Beauftrager des Kreises. Abgesehen vom hinteren Teil des Geländes, auf dem noch bis August weiter gegraben wird, sei aber nun alles wissenschaftlich dokumentiert - weshalb die Grabungsstätten auch wieder zugeschüttet werden.

Wiehlpütz: "Wir haben lange überlegt, zumindest einen Teil der Ausgrabungen auf dem Klostergelände dauerhaft sichtbar zu lassen, aber die dafür notwendigen Sicherungs- und Konservierungsmassnahmen sind einfach zu aufwendig." Aufgrund der Erkenntnisse der Ausgrabungen wird nun an der Uni Dessau eine digitale Rekonstruktion des Klostergeländes aus den Epochen 1200, 1600, 1900 und heute vorgenommen. In dem 30-minütigen Film soll dann auch das Klosterleben erläutert werden.

Die Besucher des Projekttages konnten allerdings schon jetzt in die spannende Geschichte der Zisterzienserabtei Heisterbach eintauchen. In regelmässigen Führungen informierten Experten anschaulich über die Ausgrabungen und die Umgestaltung des Geländes. Auch eine eigens für diesen Tag erarbeitete Ausstellung gab Aufschluss über das umfangreiche Projektvorhaben.

Selbst an die kleinen Besucher hatten die Veranstalter gedacht: Bei speziellen Kinderführungen konnten sie sich auf Abenteuerreise in die Vergangenheit begeben, besichtigten den Chorgang mit seinen kleinen Altarnischen und erfuhren, dass die Fenster dort entsprechend des optimalen Lichtfalls "wanderten".

"Da sie der Meinung waren, den Himmel könne man nicht verschönern, verwendeten die Zisterzienser in ihren Kirchen auch kein buntes Glas", erläuterte Gudrun Birkenstein. Auch die Ausgrabungen nahmen die Kinder mit grossen Augen unter die Lupe. Manch einem fröstelte es in Gedanken daran, wie kalt es im Winter wohl innerhalb der steinernen Mauern gewesen sein muss - "schliesslich wurden grosse Teile des Gebäudes nicht einmal beheizt", so Archäologin Petra Krebs.

Die Relikte des Wärmeraums, der sich nach Ansicht der Wissenschaftler an einer der Grabungsstellen befunden haben muss, sahen auch nicht gerade anheimelnd aus. Freude über den grossen Besucherandrang beim Projekttag gab es auch bei Dieter Kesper, der als Vorstand der Stiftung der Cellitinnen sozusagen als Hausherr des Geländes fungiert. "Wir waren sehr dankbar, als wir gefragt wurden, ob wir uns an der Regionale 2010 beteiligen möchten. Wir erhoffen uns dadurch weiterzukommen und Dinge schneller umsetzen zu können."

Das Gelände mit seinen Gebäuden und der vier Kilometer langen Klostermauer in Schuss zu halten, bedeute einen enormen insbesondere finanziellen Aufwand - von den erforderlichen Instandsetzungen und Sanierungen ganz abgesehen. Rund eine Millionen Euro lässt sich allein die Stiftung das Projekt "Klosterlandschaft Heisterbach" kosten. "Wir sind sehr dankbar, dass die Zusammenarbeit mit der Stadt, dem Kreis und dem Land so gut klappt."

Artikel vom 29.06.2009

Fundstelle: http://www.general-anzeiger-bonn.de am 29.6.09