Liebe Lisbeth! 23.8.1914
Diese Nacht haben wir ein schauderhaftes Nachtgefecht in einem Dorf[2] gehabt, haben zwei französische Infanterieregimenter da hinausgeschmissen, viele Tote und Verwundete. Es war schauerlich.
Ich bin wohl und grüße Euch alle herzlich. August
Liebe Lisbeth! [Chairiere-sur-Semois] 24. 8.1914
Ich habe zwei schwere Gefechte mitgemacht und bin unverletzt. Im zweiten lag Walter plötzlich neben mir. Die Freude kannst Du Dir denken. Ich gab ihm ein Schinkenbrot mit. Die Franzosen lagen zu Hunderten herum. Es war schauerlich, was ich erlebt habe. Ich mag nicht daran denken. Es ist zu traurig.
Gruß und Kuß Euch Lieben. Euer August.
[Walter Gerhardt und August Macke trafen sich im Gefecht bei Bièvre:]
Wir erhalten Verstärkung ... Es sind 160er und da 5 Mann neben mir August, wir sprangen auf und schüttelten uns die Hand, die Freude! Er sah gut aus und trug eine Muskete und ein Seitengewehr ausser Pistole und Degen. Er erzählte gleich von der furchtbaren Nacht bei Porcheresse.
Eppe, Franz. 2014. Ardenne 1914: La perte d'une illusion. Sur les traces du peintre soldat August Macke. Neufchateau (B): Weyrich Edition, 2014.
Macke, August. 1987. Briefe an Elisabeth und die Freunde. München: Bruckmann, 1987.
[1] Fundstelle: Macke-Archiv Nr. 152. Feldpostkarte; (Macke, 1987 S. 328); Faksimile in (Eppe, 2014 S. 74).
[2] Gemeint ist Porcheresse, siehe 1915 Walter Gerhardt: Kriegserlebnisse. Die Deutschen hatten zahlreiche Tote („un tas des morts“), sagt später ein belgischer Zeitzeuge aus, die Franzosen nur 8 Tote (Eppe, 2014 S. 69)
[3] Fundstelle: Macke-Archiv Nr. 152 Feldpostkarte mit Ansicht von Chairière-sur-Semois; (Macke, 1987 S. 329).
[4] Fundstelle: (Macke, 1987 S. 329).