Das Messdorfer Feld: Thuar und Macke

messdorf

Der Pfeil zeigt die Blickrichtung Thuars: Burgweg


© Bundesstadt Bonn, Kataster- u. Vermessungsamt / Stadtplanungsamt, mit freundl. Genehmigung

Das Messdorfer Feld - noch heute (2010) eine landwirtschaftlich genutze Fläche im Westen von Bonn - war für Elisabeth und August ein häufiges Ausflugsziel zu Beginn ihrer Liebe:

1904: „Unser liebstes Dörfchen war Messdorf. Es lag mit seinen wenigen Häusern zwischen Büschen und Obstbäumen versteckt, im Frühling war es ein Blütenmeer. Ein kleiner Bach floss am Dorf entlang, zwischen einem Gebüsch von Weiden und Brombeeren versteckt. Wie oft haben wir dort aneinandergelehnt gesessen! Manchesmal nahmen wir ein Buch mit, und dann las August mir mit seiner schönen Stimme vor, ich hatte meist Äpfel und Birnen in der Tasche, und die schmeckten uns dann köstlich da draussen. Es war wie unsere Heimat, und wenn wir da im Grünen lagen, dünkten wir uns so reich; alle Wirklichkeit der Städte und Menschen, die unserem eigenen Fühlen oft hart und kalt schienen, war versunken. Wir lebten ganz im Einklang mit der Natur. Wenn wir dann am Spätnachmittag wieder herausstiegen aus unserem grünen, dichten Zelt, schien uns der Himmel wie eine weite Glocke, und es war eine feierliche, beruhigende Stille über der Landschaft. Nur ab und zu ein pflügender Bauer mit zwei dampfenden Rossen oder einer, der in Hemdsärmeln weit ausholte, um die harten Schollen aufzuhacken. Dazu als Hintergrund die immer grösser werdende Sonne. »Wenn man das einmal malen könnte«, sagte August damals so oft. Wir sprachen viel von Malerei. […] Einmal sassen wir an unserem Feldrain, es war gegen Abend, und vor uns dehnte sich ein blühend rotes Kleefeld aus, und auf all den kleinen, wolligen Blütenköpfchen fing sich das Gold der Sonne, es war ein Leuchten, das über das Feld ging. Da träumte August, ein Orpheus ginge durch dieses Feld mit einer Leier, und alle Tiere und Vögel des Waldes folgten seinem Liede. Und er wollte das malen. Wir hatten eine Weide, die dort stand, besonders lieb; ihre klaren, messerartigen Blättchen standen an klaren Tagen wie getriebenes Silber in dem Blau des Himmels. Von dieser Weide pflückte er eines Tages einen Zweig; ich habe ihn oft später herausgeholt an stillen Winterabenden, und noch immer leuchtete er ganz schwach silbern; ich habe ihn verwahrt. Auch im Winter wanderten wir oft hinaus nach Messdorf […].“

Erinnerungen, S. 52 f.

"[…] im Mai 1911 zog Hans [Thuar] mit Else in eine hübsche kleine Wohnung in Endenich bei Bonn. Die Mutter hatte alte, entbehrliche Möbel zur Verfügung gestellt, und als der Möbelwagen kam, ging ich hin, um beim Einrichten zu helfen. Es war nicht leicht, als unverheiratetes Paar in einem rheinischen katholischen Dorf zu leben, in dem die Bauern von einer gehässigsturen Kleinlichkeit waren, besonders, da es sich um einen Künstler handelte. So mussten sie manches Gerede mit einstecken. Die erste Zeit war der Diener noch mit dabei, um die grobe Arbeit zu verrichten, was für Else schwer wurde, da sie ein Kindchen erwartete. Später zogen die Grossmutter und die Tante Martha nach Endenich und führten den Haushalt für kurze Zeit. Die beiden Freunde sahen sich oft, und es fing ein fruchtbares Arbeiten an. Hans hatte in dieser Zeit viele schöne Bilder gemalt, nahm an den Ausstellungen im Rheinland teil und erntete gute Kritiken. Die Landschaft um Endenich und die weiteren Vororte von Bonn sagten ihm sehr zu. Er war schnell draussen im Gebiet von Kreuzberg und Venusberg, liebte die Natur, den weiten Himmel und den Blick über endlose Felder. Durch seine Gebundenheit und Schwerbeweglichkeit war seine Phantasie um so leichtfüssiger und leichtbeflügelter."

Erinnerungen, S. 243 f.

Hans und August - Freunde seit ihren Kindertagen in Köln - malten 1911 Rücken an Rücken sitzend das Messdorfer Feld:

August Macke 1911 "Gemüsefelder": Richtung Endenich / Duisdorf Photo 2010: Richtung Theodor-Litt-Strasse Hans Thuar 1911: Richtung Messdorf Photos 2010: Burgweg in Messdorf

Wo Macke und Thuar malten" - Rundschau vom 26.07.2006, fehlerhaft am 30.04.2016

"Pinselstriche im Messdorfer Feld" - Generalanzeiger Bonn vom 17.04.2010

Bürger gegen einen Funkmast am Messdorfer Feld - Generalanzeiger Bonn vom 20.07.2012

Pressemitteilung der Bürgerinitiative vom 27.11.2012

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